Samstag, 30. April 2016

empty nest - wenn die Kinder flügge werden

Noch ein wundervoller Anlass, mit dem "Altern" zu beginnen, ist der Zeitpunkt, wenn die eigene Brut flügge wird.
Natürlich gibt es für das "Problem" auch direkt einen schicken Namen:

empty nest

Das leere Nest.
Plötzlich steht Mutti auf dem Abstellgleis.
Allein, nutzlos, einsam ... alt!

Sehr gut ist es, wenn man sich ein paar Monate VOR dem Auszug des letzten Kindes in diese Probleme plumpsen lässt.
Schickt den Junior einfach mal 2 Wochen in die Welt hinaus und dann setzt Euch an den Esstisch.
Ganz allein!
Hört, wie die Uhr tickt, der Kühlschrank brummt und Euch gerade niemand, absolut niemand braucht.
(am besten das Telefon ausstöpseln, damit keiner beim Schwarzsehen stört!)

Und nun leidet bis zur Rückkehr Eures jüngsten Sprosses ganz doll unter Empty Nest.
Bitte, richtig reinsteigern!

Wenn Ihr jetzt umfallt, wird das niemand merken - Eure eigenen Haustiere werden Euch fressen!
Oder zumindest anknabbern.

(Ich hoffe, das war jetzt nicht zu drastisch ...)

Ich habe das im Oktober 2015 hinter mich gebracht.
Plötzlich war mir elendig bewusst, dass mein Jüngster im Frühjahr Abi macht und dann vom Nestrand in die große weite Welt hinaushopst. Da ich sehr ländlich wohne, kann keines meiner Kinder während seines Studiums bei mir wohnen.
Ich bin dann allein - ganz allein!

Mist ... ich weiß nicht, wie überzeugend ich das "empty nest" noch als Bedrohung vermitteln kann, denn ich muss mittlerweile bei dem Wort "allein" breit und vorfreudig grinsen.

Nachdem mein Junior nämlich zurück kam, machte er, was ziemlich flügge Kinder so tun:
- gruselige Musik gruselig laut hören
- frisch gewaschene Wäsche misshandeln
- Geschirr immer und überall verteilen
- Augen verdrehen, pampige Antworten geben
- Hunger haben, genau jetzt !!!
- mit matschigen Füßen über frisch geschrubbte Böden marschieren
...

Und plötzlich erwischt man sich selbst bei einem:
98! (und man wird künftig nicht wieder vergessen, wie viele Tage noch bis zum Auszug des Jüngsten übrig sind ...)

Für den Junior ist diese Methode übrigens auch von Vorteil, da Mutti künftig milde lächelt, 98! denkt und keinerlei pädagogisch wertvolle Vorträge mehr hält.

Im Gegenteil:
ich nutze unseren Endspurt dazu, ihn noch mal so richtig, richtig zu verwöhnen und mich nebenbei darauf zu freuen, in Kürze niemandes Putze mehr zu sein.

Aus der Erfahrung mit dem Erst-Kind weiß ich, dass sich das Verhältnis nach dem Verlassen des Kinderzimmers komplett ändert.
Während der Junior jede leckere Mahlzeit achtlos in sich hineinschaufelt und dabei auf sein Smartphone starrt, kann man das Erst-Kind schon mit absolut jeder Mahlzeit begeistern, für die man mehr als 1 Topf und 10 Minuten Zeit braucht.

Und das wirklich Wundervolle ist, dass beide unablässig so etwas wie
"es sind nur 3 Tage!" im Hinterkopf haben.
Also, Kind und Mutti.

Früher liebte ich es, das Erst-Kind mit der Wiederholung von Kalauern in den Wahnsinn zu treiben.
Sie stöhnte schon, wenn mir eine Kassiererin eine Tüte anbot, denn (insbesondere wenn sie stöhnte ...) dann sagte ich
"ne, wenn ich jetzt noch kiffe, bringe ich heute gar nichts mehr auf die Reihe!"

Und schon wollte das Erst-Kind sterben, weil Mutti so peinlich ist ...

Im Herbst war das Töchterlein hier und nur um ihr Stöhnen mal wieder zu hören, brachte ich diesen "Gag" und staunte nicht schlecht:
das Töchterlein lachte laut!

Seit sie nicht mehr hier wohnt, weiß sie lustiger Weise aber, wo der Staubsauger steht - wenn sie mal zu Besuch ist.

Jedenfalls bin ich schon seeeeehr gespannt, inwiefern die "große weite Welt" sich auf das Verhältnis zum Junior auswirkt.

Das frühzeitige Abarbeiten der "empty nest"-Sorgen ist jedenfalls sehr zu empfehlen.
Bei jeder weiteren Abwesenheit sämtlicher Kinder hopste ich jedenfalls recht begeistert durch die Räume und genoss die Ruhe, die Ordnung und meine absolute Freiheit, die Tage ganz nach meinen Bedürfnissen zu gestalten.

Oh, und Klassik zu hören - nicht weil ich sie wirklich mag, sondern einfach, weil ich es kann!




Freitag, 29. April 2016

Wie man merkt, dass man alt wird

Altern ist in - liegt sozusagen im Trend.
Die Frage, ob man dazu gehört, zu den hippen Alten, ist relativ einfach zu beantworten, wenn man die Anzeichen kennt:

Interessieren Sie sich für Vögel?
Können Sie plötzlich verschiedene Vogelarten benennen?
Können Sie sicher Spatzen von Tauben unterscheiden?
Ok, das war ein Scherz.
Aber erkennen Sie Ringeltauben, Zaunkönige und können Dohlen von Krähen unterscheiden?
Ja, dann sind Sie alt, denn sich für Vögel zu interessieren, ohne sie verzehren zu wollen, ist ein ganz sicheres Anzeichen dafür, dass man alt geworden ist.

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Ähnliches gilt auch für Kräuter, aber die Gruppe derer, die sich schon in jüngeren Jahren für ihre Gärten interessieren, ist einfach zu groß, als dass man das Interesse an Pflanzen als sicheren Indikator für das Alter benutzen kann.

Wenn Sie auf die Nachricht:
Prince ist tot!
Harry oder William? geantwortet haben, sind Sie hier falsch.
bei
Charles? Oh, arme Camilla! auch.

Alle, die auf den Zug aufsprangen, irgendwas lila einzufärben, sind dagegen genau richtig.
Wer fließend

I never meant to cause you any sorrow
I never meant to cause you any pain


rausbringt, um dann elendig über

I only wanted one time to see you laughing

zu stolpern, gehört dazu.

Und damit kommen wir zum 1. und evtl. auch letzten Tipp für die alternden Männer:
Es mag irgendwann einmal ziemlich toll gewesen sein, dass Du den Moon Walk kannst.
Den darfst Du auch behalten.
Sogar mit Hut!
Aber bitte, bitte, bitte, führe weder Töchtern, Nichten, Enkelinnen oder anderen Menschen, denen Du arges Fremdschämen ersparen möchtest je wieder Michael Jacksons Griff in die Weichteile vor.
Oder mach Deinen eigenen Blog für schmutzige Opas auf ;-)